Getreideanbau in Deutschland
Seit vielen tausend Jahren dient Getreide als Grundnahrungsmittel für Menschen und Viehfutter – und in jüngerer Zeit auch als nachwachsender Rohstoff für Energieerzeugung und Industrie.
Wildgetreide nutzte der Mensch schon vor etwa 32.000 Jahren als Nahrungsquelle, angebautes Getreide wohl seit etwa 7.000 Jahren. Dieser Fokus auf Getreide als Nahrungsmittel hat sich gehalten, denn heute wächst Getreide auf 1/3 der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Dabei bezeichnet Getreide zum einen die Pflanze an sich sowie auch die Körnerfrüchte, die diese Gräserpflanzen produzieren. Das Korn sitzt je nach Getreideart in Ähre, Rispen oder Kolben.
Korn – Nahrungsmittel für Mensch und Tier
Der menschlichen Ernährung dienen vornehmlich die Getreide-Arten Weizen, Mais, Reis, Hirse, Hafer, Roggen und Gerste. Als Viehfutter werden vor allem Triticale, Hafer, Gerste und Mais verwendet.
Allen voran steht der Weizen als Getreidesorte. Die größten Weizenproduzenten weltweit sind China – mit etwa 135.000.000 Tonnen pro Jahr – sowie Indien, gefolgt von Russland und den USA. Mit knapp 22.000.000 Tonnen pro Jahr steht Deutschland als Produzent an Platz 9. Die gesamtweltliche Produktion liegt bei etwa 761.000.000 Tonnen – Grundlage für Mehl, Brot, Weißbrot, Kekse, Nudeln etc. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag in Deutschland im Jahr 2021 bei etwa 70 kg.
Wie viele Getreidearten gibt es?
Getreide umfasst zahlreiche Sorten wie Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, Hafer, Hirse, Gerste, Roggen, Reis, Mais sowie die Kreuzung aus Weizen und Roggen: Triticale. Emmer und Einkorn zählen zu den ältesten Getreidekulturen und begründen gerade in jüngster Zeit einen neuen Trend im ökologischen Landbau. Weizen wird aber mit Abstand am meisten als Getreidesorte angebaut, gefolgt von Gerste für Viehfutter sowie als Braugerste. An Stelle 3 im Getreideanbau steht der Mais.
Grob unterschieden wird in Wintergetreide und Sommergetreide:
- Wintergetreide: wird im September gesät, Getreideernte erfolgt im Juli darauf. Braucht Frost. Winterroggen, Wintergerste, Wintertriticale sowie Winterweizen werden in unseren Breitengraden angebaut. Vorteil: Wintergetreide bringt höhere Erträge als Sommergetreide.
- Sommergetreide: benötigt nur 1/2 Jahr bis zur Reife. Wird im März gesät, Ernte erfolgt ab Juli. Als Sommergetreide wird in Mitteleuropa vornehmlich Sommergerste, Mais und Saathafer angebaut, früher auch Hirse. Sommerroggen und Sommerweizen sind weniger relevant.
Wie funktioniert Getreideanbau bei den unterschiedlichen Getreidesorten
Weizen als Getreideart mag es nährstoffreich, kalkhaltig und humusreich. Milde Lehmböden sind etwa bestens geeignet. Insgesamt ist Weizen für den Landwirt anspruchsvoller als andere Getreidesorten. Bei der Aussaat sollte die Saattiefe 4 cm betragen. Die Pflanze wird im Anbau zwischen 0,5 und 1 Meter hoch. Je Pflanze gibt es 2-3 Halme mit Ähren, und jede Ähre bildet etwa 20-40 Körner aus. Nach der Getreideernte bleibt das Stroh als Dünger auf dem Acker oder dient als Einstreu. Weizen ist bis -20 Grad Celsius frostresistent, zieht aber ein gemäßigtes Klima vor.
Die Körner des Hafers wachsen nicht an Ähren wie bei Gerste oder Roggen, sondern an Rispen. Früher diente es als Futtermittel, heute ist Hafer relevant für die menschliche Ernährung, wenn auch als Getreidesorte untergeordnet und muss entspelzt werden. Die Erträge von Hafer können wenig gesteigert werden und liegen bei etwa 50 dt pro Hektar, das macht ihn für den Getreideanbau in der Landwirtschaft weniger interessant.
Die Nachfrage für Dinkel als Getreidesorte steigt seit einigen Jahren – und auch die Ertragsleistung, Standfestigkeit und Backqualität hat sich durch Züchtungen verbessert, so dass Dinkel auch landwirtschaftlich interessant ist. Saattiefe in tiefgründigen, mittleren bis schweren Böden liegt bei etwa 3-7 cm – der Ernteertrag pro Hektar bei etwa 60 dt. Seine langen Halme knicken leicht, so besteht Lagerrisiko. Auch der Gerbgang zur Entspelzung machen den Dinkel zu einem Getreide mit aufwändigerem Anbau, obwohl er an sich anspruchsloser und resistenter gegen Krankheiten ist als Weizen. Die Ernte von Dinkel erfolgt je nach Verwertungsziel zwischen Juli und August.
Gerste dient als Getreideart hauptsächlich als Futtermittel. Die meiste Gerste baut Russland an, gefolgt von Frankreich und Deutschland auf etwa 1.723.000 Hektar Fläche. 10 Prozent der weltweiten Ernte wird für Whisky-Produktion verwendet. Die Körner der Gerste sind fest mit Spelzen verwachsen und müssen – sofern sie als Nahrungsmittel für den Mensch dienen sollen – entspelzt werden. Die Gerste erreicht nur etwa 0,7-1,2 Meter in der Höhe und ist im Ackerbau recht anspruchslos. Zwar gedeiht Gerste gut auf tiefgründigeren Böden mit guter Durchfeuchtung, aber sie wächst auch auf ungünstigerem Ackerland. Sommergerste braucht nur etwa 100 Tage bis zur Ernte und benötigt auch weniger Wärme als Wintergerste. Pflanzenkrankheiten sind bei der Gerste durchaus ein Thema, hier sind Echter Mehltau und Gelbverzwergungsvirus zu nennen.
Roggen wird im Getreideanbau 1,5-2m hoch als Ährengras und ist die anspruchsloseste Getreideart im Getreidebau. Raues Klima, nährstoffarme Böden, wenig Wärme, Trockenheit – für den Roggen kein Problem. Auch beim Thema Schädlinge oder Pilzkrankheiten zeigt er sich unbeeindruckt und benötigt eher wenig Pflanzenschutz. Zudem lässt er sich unterbrechungsfrei anbauen – 10-15 Jahre lang, im Gegensatz zu anderen Getreidesorten. Die Anbaufläche von Roggen beträgt in Deutschland etwa 636.000 Hektar Ackerland, die Erträge von etwa 55 dt je Hektar im Getreideanbau einbringen.
Emmer als Getreideart zählt zu den ältesten Getreidekulturen und wird etwa 1,3-1,5 Meter hoch. Seine Ähre besitzt zwei Ährchen mit zwei Körnern, daher auch sein Name Zweikorn. Emmer wird eher wenig angebaut. Anbaugebiete sind Indien und Äthiopien. Sein Ertrag liegt im Getreideanbau deutlich unter dem des Weizens, erfährt aber eine höhere Wertschöpfung im Verkauf. Er ist unempfindlicher gegen Krankheiten und Schädlinge, anspruchsloser als Weizen und besitzt auch einen höheren Nährstoffgehalt. Deshalb wird Emmer auch wieder interessanter für die hiesige Landwirtschaft.
Im Getreideanbau nimmt Einkorn als Getreidesorte einen besonderen Platz ein. Eigentlich in Vergessenheit geraten, erlebt er nun ein Comeback und wird in bestimmten Regionen auch als lokale Spezialität angebaut. Genau wie Emmer gehört Einkorn zu den Urgetreiden und ist ebenso anspruchslos, was Land, Feld oder Schädlinge betrifft. Deshalb ist er auch für den ökologischen Anbau interessant. 40 % der Ernte sind aber Spelzen, was sich im Preis niederschlägt.
Platz 1 der gesamtweltlichen Getreideernte besetzt der Mais als Getreideart – vor Weizen und Reis. Als Silomais dient Mais als Futtermittel und als Körnermais als menschliches Grundnahrungsmittel.
Mehr über Maisanbau, seine Ansprüche an Standort sowie Schädlinge & Co gibt’s hier lesen.
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