
Kartoffel
Die Kartoffel – auch als Erdapfel, Grundbirne, Erdbirne oder Potaten bekannt – gehört zu einem der wichtigsten Vertreter der Nachtschattengewächse, neben Tomate oder Paprika – und kann auf eine sehr lange Geschichte als Nahrungsmittel schauen.
Die Pflanze stammt aus Süd- und Mittelamerika und wird schon seit Jahrtausenden als Nahrungsmittel genutzt. Die ältesten Belege für den Anbau gehen auf 11.000 v. Chr. zurück. Wann die Pflanze oder Knolle schließlich auch Europa erreichte, ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich um 1570 – heute zählt sie zum beliebtesten Gemüse der Deutschen.
Kartoffelanbau weltweit
Die Kartoffel ist sehr anpassungsfähig und lässt sich von Höhe Grönland bis Südchile pflanzen – und sie braucht vergleichsweise geringere Mengen Wasser als andere Nahrungsmittel. Ein Beispiel: Für 1 Kg Reis benötigt man 2.500 Liter Wasser, für Mais 900 Liter, aber für 1 Kilogramm Kartoffeln nur 135 Liter. Entsprechend hoch ist die Weltproduktion mit etwa 359 Tonnen pro Jahr. China, Indien, Ukraine, Russland und Vereinigte Staaten pflanzen als größte Produzenten auf der Welt an. Deutschland folgt auf Rang 6. Pflanzenschutz ist in allen Ländern ein Thema beim Kartoffeln pflanzen und anbauen, um Ernte, Ertrag und Qualität zu sichern.

Kartoffelanbau in Deutschland: Ernte, Ertrag, Anbaugebiete
Was den Kartoffelanbau und ihre Ernte angeht, ist Deutschland als Land in der EU führend. 2019 ernten landwirtschaftliche Betriebe auf etwa 270.000 Hektar rund 10,6 Millionen Tonnen Kartoffeln. Nur ein sehr kleiner Teil, nämlich etwa 3 % davon, stammt aus ökologischem Anbau, der größte Anteil sind Speisekartoffeln. Industriekartoffeln machen nur etwa 14 % der gesamten Kartoffelernte aus. Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen gelten in Deutschland als Hauptanbaugebiete.

Kartoffelbau in der modernen Landwirtschaft: Sorte und Qualität
Qualität ist sehr wichtig für den Markt, der Anspruch hoch. Heute zählt beim Anbau weniger der hohe Ertrag als eine hohe Qualität. Auch die gute Optik spielt eine Rolle – und was der Markt braucht. Denn schließlich gibt es die Kartoffel nicht nur in Gelb, sondern auch in Dunkelrot, Blau, Rosa und in unterschiedlichsten Formen von rund, oval bis zum Hörnchen. Über 2.000 Kartoffelsorten gibt es übrigens weltweit, nur etwa 210 sind in Deutschland zugelassen.

Kartoffeln anbauen: Erde, Temperatur
15-25 Kartoffeln wachsen pro Jahr aus einer Mutterknolle – und dies ausschließlich im Freiland. Im April/Mai kommt die Knolle mit der Legemaschine 8-10 cm tief in die Erde, wenn der Boden trocken und um die 10 Grad warm ist. Der Anbau in Erddämmen hat sich durchgesetzt, weil sich die Erde so leicht erwärmt. Optimal für das Knollenwachstum sind 15-18 Grad Bodentemperatur. Wird es zu heiß, geraten die Pflanzen in Trockenstress, und die Knollen bleiben klein.
Gesundes, vitales Pflanzgut bildet eine gute Voraussetzung für einen hohen und qualitativen Ertrag bei der Ernte.

Boden für den Kartoffelanbau: so wachsen die Pflanzen optimal
Kartoffeln anbauen, pflanzen und gute Kartoffeln ernten bedeutet: die Erde und den Boden am Anfang feinkrümelig halten, dann wachsen die Pflanzen gut an. Wichtig ist vor allem ein Boden, in dem sich keine Nässe staut. Denn dann besteht Fäulnisgefahr und auch die Anfälligkeit für Krankheiten steigt. Deshalb eignen sich für die Pflanzen sandige Lehmböden, ein Sandboden oder auch ein Torfboden, wenn das Wasser eine Möglichkeit hat, abzufließen.
Ein schwerer Boden eignet sich weniger, denn die Erde erwärmt sich schlecht und begünstigt durch ihre Klutenbildung Verwachsungen an den Knollen. Der optimale pH-Wert des Bodens liegt 5,2-6,7.

Sorte pflanzen und anbauen: unterschiedliche Vegetationszeiten bis zum Ernten
Die leckeren Knollen unterscheidet die Landwirtschaft entsprechend ihrer Reifezeit von sehr frühen Sorten wie Annabelle oder Solist, die nur eine Vegetationszeit von etwa 90-110 Tagen haben, über mittelfrühe Sorten wie Laura bis hin zu späten Sorten mit einer Vegetationszeit zwischen 140-160 Tagen wie Fasan oder Cascada. Entsprechend der unterschiedlichen Reifezeiten ist auch der Zeitpunkt der Ernte verschieden: landwirtschaftliche Betriebe ernten je nach Sorte zwischen Juni und Oktober. Durch eine aufwendige Folienabdeckung lässt sich der Termin für die Ernte auch vorverlegen.
Der Verbraucher kennt vor allem Unterscheidungen wie festkochende Kartoffeln, mehlig-kochende oder halbfest kochende Kartoffeln.

Knollen ernten: wann ist es soweit
Gegen Ende der Vegetationszeit ist das Kraut der Pflanzen vertrocknet und abgestorben: bald geht’s an die Ernte. Dennoch darf der Kartoffelbauer nicht zu früh ernten, der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, nicht der Kalender. Reif für die Ernte sind die Knollen, wenn sie schalenfest sind, also sich die Schale beim notwendigen Daumentest nicht löst. Eine Ausnahme bilden hier die nur kurz lagerfähigen Frühkartoffeln.
Mit dem Kartoffelroder geht’s dann bei der Ernte schnell zur Sache: Damm wird ausgehoben, Erde gesiebt und dann sortiert – teilweise maschinell, teilweise mit der Hand durch die mitfahrenden Landarbeiter. Hier ist es natürlich entscheidend, die Knollen nicht zu beschädigen.
Nach dem Ernten kommen die Knollen dann in den Handel, ins Lager oder zur Weiterverarbeitung – je nach Sorte und Bestimmung. Das erfordert aber erst einmal eine Sortierung in große Knollen und kleine Knollen. Aussortiert werden keimende Kartoffeln.


Pflanzenschutz: Ackerbau und Pflanzenschutzmittel
Schädlinge wir Kartoffelkäfer oder Drahtwurm
Zu den wichtigsten Schädlingen zählen der Drahtwurm und der Kartoffelkäfer. Zu den wichtigsten Pflanzenkrankheiten Phytophthora, die Kartoffelfäule oder Krautfäule, sowie Alternaria, Dürrfleckenkrankheit. Zu den bakteriellen Krankheiten gehören Schwarzbeinigkeit oder der Kartoffelschorf. Auch Unkraut bedeutet ein Problem bei der konkurrenzschwachen Pflanze: Weißer Gänsefuß, Kletten-Labkraut oder Hirse stehen bei der Unkrautbekämpfung z. B. im Fokus auf dem Kartoffelfeld.
Als Pflanzschutz generell sind mechanische Maßnahmen im Ackerbau, eine Feldbestellung nur alle drei Jahre mit Kartoffeln, Sortenvielfalt sowie der Einsatz von Herbizid, Insektizid und Fungizid als Pflanzenschutzmittel empfehlenswert und notwendig. Auch bei der Lagerung können Krankheiten entstehen, die dann zu größeren Verlusten führen.

Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Krankheiten, Unkraut & Co.
Die Krautfäule durch den Pilzerreger Phytophthora infestans ist als Pflanzenkrankheit ein weltweites Problem und kann zu sehr hohen Ertragseinbußen führen. Der Erreger kann in den Knollen überwintern, so dass Pflanzknollen bereits befallen sind und ganze Bestände vernichten können. Pflanzenschutzmittel wie bestimmte Fungizide können hier bei der Bekämpfung helfen.

Unkrautbekämpfung: mechanisch oder mit Herbizid
Die Kartoffelpflanze ist relativ konkurrenzschwach, weil sie sich in ihrer Jugend langsam entwickelt: so hat das Unkraut Zeit, sich zu entwickeln. Eine notwendige Bekämpfung durch thermische Verfahren, Herbizid oder beides zusammen sind hier als Vorauflaufbehandlung gängig im konventionellen Kartoffelbau. Wer die Verunkrautung kennt, kann als landwirtschaftlicher Betrieb seine Strategie mit Pflanzenschutzmitteln bzw. Herbiziden besser anpassen. Nachauflaufbehandlungen gestalten sich eher schwierig, weil dafür nur begrenzte Mittel gegen wenige Unkräuter zur Bekämpfung verfügbar sind. Berater für Pflanzenbau und Pflanzenschutz helfen gerne weiter.

Kartoffelkonsum in Deutschland
Der Kartoffelverzehr hat seit den 50er-Jahren stark abgenommen: 202 Kilogramm pro Jahr aß durchschnittlich der Deutsche. Um 1970 waren es immerhin noch 70 Kilogramm – und heute um die 57 Kilogramm. Auch wenn Kartoffel anbauen recht arbeitsintensiv ist, so wird der Landwirt durch die Möglichkeit der Lagerung mit Flexibilität beim Verkauf und bei der Preisgestaltung belohnt.

Kartoffelpflanze – Giftpflanze des Jahres 2022
Ackerbauratgeber 2025
Aktuelle Empfehlungen zum Einsatz unserer Produkte im Frühjahr
