Weinbau, Pflanzenschutz & Co.
Italien, Frankreich, Spanien – in unserer Wahrnehmung sind diese Länder kulturell untrennbar mit Wein verbunden. Das liegt sicher zum einen an der unglaublichen Vielfalt an Weinen, die diese Länder produzieren und zum anderen an der schieren Menge: denn die Jahresproduktion dieser Länder beläuft sich auf jeweils 40-50 Millionen Hektoliter Wein. Italien, Frankreich und Spanien stehen damit weltweit auf Platz 1-3 der größten Weinproduzenten. Deutschland folgt auf Platz 7. Insgesamt beansprucht Europa damit den größten Anteil des Weinbaus – mit etwa 75% der gesamten Anbaufläche in der Welt.
Zum Vergleich: Die USA produzieren nur etwa die Hälfte des weltweit größten Produzenten – Italien. Argentinien, Australien, Südafrika sogar nur ein 1/5 – mit ihren etwa 10 Millionen Hektar. Mit um die 8 Millionen Hektar pro Jahr steht Deutschland als Weinproduzent erst an Platz 7 der Erzeugerländer.
Weinanbau: älteste spezialisierte Agrarkultur
Weinanbau hat damit eine hohe wirtschaftliche Bedeutung in der Landwirtschaft. Und bringt auch eine mehrere tausend Jahre alte Tradition mit. Erstmals nachweisbar um 5000 v. Chr. steht Wein und die Traube symbolisch für Ausgelassenheit, Lebensfreude und Kultur, die in Dichtung, Brauchtum und Kunst vielfach gepriesen wurde – in Rot oder Weiß.
Zu den besten Weinen der Welt zählen die vom Domaine de la Romanée-Conti als berühmtestes Weingut der Welt. Hier entstehen pro Jahr nur ein paar tausend Flaschen. Je nach Jahrgang kann eine Flasche durchaus 30.000-50.000 Euro kosten.
Den höchsten Absatz von Wein verzeichnen in Deutschland Discounter – mit etwa 7 Millionen hl. Auf den Absatz beim Winzer oder im Fachhandel fallen etwa 1,8 Millionen hl.
Der Bio-Wein hat unter den Konsumenten in den letzten Jahren kräftig zugelegt – gerade in der jüngeren Käufergeneration. Laut Bundeswirtschaftsministerium im Jahr 2019 ist das Interesse am Thema Biowein innerhalb eines Jahres von 14 % auf 23 % gesprungen. Viele Winzer haben bereits – oder sind dabei – auf Bio umzustellen.
Weinanbau Österreich - Anbauregionen und Flächen
Auf ca. 44.537 Hektar Weinanbaufläche wird in Österreich Wein angebaut.
Die österreichischen Weinregionen konzentrieren sich aufgrund der klimatischen Vorteile hauptsächlich im Osten des Landes, hauptsächlich in den Regionen Niederösterreich (ca. 27.000 Hektar), Burgenland (ca. 11.700 Hektar), Steiermark (ca. 5.100 Hektar) und Wien (ca. 580 Hektar).
Die Rebe als Pflanze
Entstanden sind die Kulturreben aus natürlichen Kreuzungen von Wildreben. Eine gezielte Züchtung erfolgte aber erst im 18. Jahrhundert. Insgesamt schätzt man weltweit etwa 10.000 bis 25.000 Rebsorten. Wirtschaftliche Bedeutung hat aber nur ein Bruchteil davon. In Deutschland zählen Riesling, Spätburgunder, Müller-Thurgau und Dornfelder etwa dazu.
Die Rebpflanze und ihre Organe
Weinbauer kennen die Organe der Rebe, um sie optimal pflegen zu können: Rebstock, Stamm, Knospen, Trieb, Spross, Blatt, Wasserschoss, Geschein, Rebblüte, Ranke, Triebspitze, Traube, Weinbeere und Wurzeln.
Die Wurzeln der Rebe gelten als Wunderwerk der Natur und zentraler Teil der Pflanze, denn sie versorgen die Rebe mit Nährstoffen und verankern die Pflanze im Boden. Dass eine Rebe überhaupt auf kargem und schwerem Boden wachsen kann, verdankt sie ihrem Wurzelwerk, das oft bis 5 Meter tief reicht.
Auch das Blatt der Rebe ist von großer Bedeutung: an den Blättern vollzieht sich die Kohlendioxid-Assimilation. An den Blättern kann der Weinbauer und Interessierte die Rebsorte erkennen sowie einen eventuellen Nährstoffmangel je nach Färbung der Blätter.
Weinbau und Weinlese
Mit der Ernte der Weintrauben beginnt die erste von mehreren Phasen, bevor Wein entsteht. Zwischen Ende August und Mitte Oktober ist es bei uns soweit. Schnelle Hände sind dann in den kühleren frühen Morgenstunden gefragt, um die Trauben in Keller oder Gärbehälter zu bringen, bevor sie zu gären anfangen.
Entscheidend ist – wie in vielen Bereichen der Landwirtschaft – der richtige Zeitpunkt der Ernte. Denn eine zu frühe oder zu späte Ernte kann negative Auswirkungen auf das Endprodukt haben. Winzer prüfen daher vor der Lese Schale, Saft und Kern der Beere, um den Reifegrad festzustellen. Weiche Beerenhaut, braune Kerne, Saft süßlich, Mostgewicht stimmt – dann kanns bald losgehen.
Weinbau und Klima
Weinbau und Pflanzenschutz
Um Schäden an der Traube oder eine verminderte Leistung der Pflanze zu verhindern, kommt der Pflanzenschutz ins Spiel – und das auf vielfache Art. Das fängt an bei den Kulturmaßnahmen wie Bodenbearbeitung und Bodenpflege wie Bewässerung, Rebschnitt oder Traubenausdünnung. Und geht über physikalischen Pflanzenschutz wie Schutzhüllen über biologischen Pflanzenschutz wie Nutzorganismen bis hin zum biotechnischen Pflanzenschutz und chemischen Pflanzenschutz über zugelassene Pflanzenschutzmittel.
Weinbau, Schädlinge und Pflanzenschutzmittel
Ein Blick auf die Liste der Schädlinge im Weinbau zeigt, dass hier etliche Gefahren drohen, die dem Winzer viel abverlangen. Pilze, Phytoplasmen, Bakterien, Viren verursachen diverse Krankheiten an der Weinrebe. In der Vergangenheit, in der Zeit um 1800, hat der europäische Weinbau beispielsweise durch die eingeschleppte Reblaus, den Echten Mehltau, Oidium, sowie den Falschen Mehltau, Peronospora, extremen Schaden erlitten. Erst Ende des 2. Weltkriegs erholte sich der Weinbau davon.
Wichtigste Krankheiten, Pilze & Co. im Weinbau
Zu den wichtigsten Pilzkrankheiten gehören heute etwa Falscher Mehltau, Echter Mehltau, Schwarzfleckenkrankheit oder Botrytis, der locker 20 % Schaden anrichten kann und Auswirkungen auf die Weinqualität hat, was Aroma und Farbe angeht. Zu den wichtigsten Schädlingen zählen Schmetterlinge wie Einbindiger Traubenwickler, Milben – wie die Rote Spinne – oder Fliegen.
Pflanzenschutzmittel: Fungizide, Insektizide, Kupfer & Co.
Konventioneller Pflanzenschutz kommt heute im Weinanbau eigentlich nicht mehr zur Anwendung. Die heute erhältlichen Pflanzenschutzmittel eignen sich nur für den integrierten Pflanzenschutz, als Kombination aller möglichen Maßnahmen – zum Schutz unserer Umwelt. Verringerung von Stickstoff in der Düngung zählen dann ebenso zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten etwa dazu wie Begrünung, Schädlingsbekämpfung, Entlaubung und Einsatz von geeigneten Spritzmitteln wie Herbizide, Fungizide, Insektizide.
Pflanzenschutzmittel finden im gesamten Weinanbau Verwendung, auch im integrierten Weinbau, im ökologischen Weinbau oder biologisch-dynamischen Weinbau, um Schadorganismen, Schädlinge und Krankheiten zu bekämpfen. In der ökologischen Landwirtschaft kommt – zum Beispiel gegen Pilzkrankheiten – Kupfer zur Anwendung, um den Ertrag zu sichern.
Für den Weinbau die passende Bekämpfungsstrategie
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