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Das Ende des Schwarzmeerabkommens für Agrarexporte sorgt für steigende Kurse

ADAMAs Blick auf den Markt
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Allgemeine Marktentwicklung

Der Aufkündigung der Schwarzmeerinitiative für den Export ukrainischer Agrarrohstoffe durch Russland am 17. Juli folgten russische Raketenangriffe auf die Häfen in Odessa. Die haben unter anderem Verladeinfrastrukturen großer Agrarexporteure wie Kernel, Viterra und CMA CGM getroffen. Die Wiedereinsetzung der Lieferung von Getreide, Raps und Sonnenblumenöl ist also nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine der Wiederherstellung der Verlademöglichkeiten.

Nach Norbert Lins, dem Vorsitzenden des Agrarausschusses im Europaparlament, hat sich die Europäische Kommission zu sehr auf das Schwarzmeerabkommen verlassen. Er lud Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zur ersten Sitzung nach der Sommerpause Ende August in den Ausschuss ein und forderte ihn auf, dort eine dauerhafte Hilfe für den Export von Agrarprodukten vorzustellen. Die Solidaritätskorridore über Land werden mittlerweile auch genutzt, aber aktuell hat sich Ungarn wieder gegen den zollfreien Import von ukrainischem Weizen gewandt. Solange die Weiterleitung ukrainischer Waren aus den angrenzenden EU-Ländern nicht gewährleistet ist, sorgt der Nachschub zwischen dem Baltikum und Ungarn für einen hohen Preisdruck für die heimischen Landwirte.

Die Aufkündigung des Abkommens nahm die Getreidebörse in Chicago noch ruhig auf. Auf die Bombenangriffe aber reagierte sie gleich am frühen Morgen des 19. Juli mit dem bislang höchsten Anstieg eines Tageskurses bei Weizenfutures seit Kriegsbeginn im Februar 2022. Die Kurse kletterten um satte 8,5 Prozent und am nächsten Tag um weitere 1,5 Prozent.

In der Laufzeit des Abkommens von August 2022 bis Juli 2023 wurden insgesamt 33 Millionen Tonnen Getreide, Raps, Sonnenblumen und weitere Rohstoffe exportiert. Davon waren 17 Millionen Tonnen Mais und neun Millionen Tonnen Weizen. Sechs Millionen Rohstoffe – überwiegend Maisausfuhren – gingen nach China. Die zweithöchste Exportmenge ging nach Spanien. Knapp 200 Frachter steuerten das Land an, in dem die Dürre die Getreideernte 2023 um knapp 60 Prozent verringert hat und das mit der EU-weit größten Schweineherde viel Futterbedarf hat. Mais und Weizen waren hier die wichtigsten Exportprodukte.

In die Zuschussländer des globalen Südens gelangten insgesamt nur 725.000 Tonnen Agrarrohstoffe, die vom Welternährungsprogramm aufgekauft und verteilt wurden. Insgesamt lieferten nur 40 Frachter, davon 37 beladen mit Weizen, Getreide nach Äthiopien, Kenia und Afghanistan. Länder in der Weltbank-Kategorie „unterstes Einkommen“ erhielten die wenigsten Lieferungen.

Während Moskau mit der Zerstörung der Häfen in Odessa eine schnelle Wiederaufnahme des Schwarzmeerabkommens zunichte gemacht hat, bleiben die Rohstoffpreise nach Analyse des Warenkreditversicherers „Coface“ auch langfristig unter Druck. Indien hat bereits angekündigt, seine Lebensmittelexporte auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu limitieren, um auf dem heimischen Markt die Lebensmittelpreise einzudämmen. Hitze, Trockenheit, Waldbrände und Überflutungen werden auch bis Jahresende die Entwicklung der Vegetation negativ beeinflussen. Dabei hat das Wetterphänomen El Niño seine Wirkungen in Form von Hitze und reichhaltigem Niederschlag noch nicht einmal ausspielen können.

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